Schienentherapie bei CMD – Mein persönlicher Weg durch die letzte Phase

Vor mittlerweile dreieinhalb Jahren begann für mich eine Reise, die ich in diesem Ausmaß nicht erwartet hätte – eine Reise durch meinen eigenen Körper, geführt von einer einzigen, regelmäßig angepassten Schiene. Dass die Auswirkungen so enorm werden würden, hätte ich zu Beginn Anfang 2022 definitiv nicht gedacht.

In meinem Buch „CMD – Das vergessene Problem der modernen Medizin“ beleuchte ich dieses Thema im Detail und schildere im Buch meine Erfahrungen mit der Erkennung von Symptomen, Diagnose und Behandlung von CMD.

Nach einer langen Odyssee durch ärztliche Praxen, Operationen und Therapieversuche wurde bei mir Anfang 2022 eine Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) diagnostiziert – ein komplexes Beschwerdebild, das sich oft hinter anderen Symptomen versteckt. Seither trägt mich die sogenannte Schienentherapie durch einen tiefgreifenden Prozess der körperlichen Neuordnung.

Was viele unterschätzen: Diese Schiene, bzw korrekt ausgedrückt „Orthese“, die „nur“ den Biss korrigieren soll, beeinflusst nicht nur den Kiefer – sie wirkt auf den gesamten Bewegungsapparat, auf Haltung, Organe, Muskelketten, sogar auf das Nervensystem.

Heute stehe ich in der wohl letzten Phase dieser Therapie. Und ich möchte an dieser Stelle einen Einblick geben, was sich in dieser späten Etappe alles verändert – und warum es sich lohnt, dranzubleiben.

Die Schöttl‑Schiene – harter Kunststoff mit Präzision und Anpassbarkeit

Die von Dr. Rainer Schöttl verwendete CMD‑Aufbissschiene besteht aus einem robusten, halbdurchsichtigen Kunststoff. Diese harte Schiene ersetzt auch fehlende Zähne durch integrierte Kauflächen, so dass eine natürliche Abstützung im Kausystem gewährleistet ist. Durch ihre dichte, polierbare Oberfläche widersteht sie Ablagerungen und Verfärbungen besonders gut, und der Patientenkomfort ist entsprechend hoch

Ein zentraler Vorteil ist die Möglichkeit des regelmäßigen Nachschleifens durch den Zahnarzt – meist im Intervall von 4 bis 8 Wochen. So bleibt die aufgebaute Bisslage präzise und stabil, auch wenn sich das Kausystem während der Therapie verändert. Diese Anpassbarkeit macht die Schöttl‑Schiene besonders wertvoll, da sie flexibel auf die individuelle Entwicklung der CMD-Symptomatik reagieren kann.

Reversibilität und funktionelle Wirkung im Fokus

Die robuste Härte des verwendeten Kunststoffs sorgt dafür, dass die Schiene eine feste Bisslage vorgibt und gleichzeitig eine kontrollierbare Diagnosemöglichkeit bietet. Da sie adjustierbar und reversibel ist, können Zahnmediziner sicher arbeiten – ohne irreversible Eingriffe. Die Schiene unterstützt so die Harmonisierung der Okklusion und entlastet gezielt Kaumuskulatur und Gelenke.

Durch das regelmäßige Nachschleifen wird die Schiene nicht nur funktional angeglichen – auch Verschleiß wird ausgeglichen, sodass weiterhin ein präziser, therapeutischer Bisskontakt erhalten bleibt. Dieser adaptive, patientennahe Ansatz schafft Vertrauen und Stabilität – sowohl in der Therapie als auch in deren Wirkungsreichweite.

Die GZFA – Gesellschaft für Zahngesundheit, Funktion und Ästhetik hat auf Youtube ein kurzes Video veröffentlicht, das die Zusammenhänge gut veranschaulicht:

Phase 1 bis 3 – und was sich seither verändert hat

Zu Beginn – in den ersten zwei Jahren – wurde die Schiene monatlich nachgeschliffen. Das ist bis heute so geblieben. Monat für Monat, ganz fein und präzise. Denn das System reagiert langsam, aber konsequent – jede Veränderung in der Bisslage löst eine Kettenreaktion im gesamten Körper aus.

Ungefähr nach zwei Jahren begann etwas Unerwartetes:
Ich bemerkte an beiden Fußfesseln rote Flecken. Zuerst klein, dann größer werdend – besonders auf einer Seite. Mein Zahnarzt sprach damals von einer möglichen venösen Beteiligung. Parallel dazu spürte ich, dass das Gehen schwerfälliger wurde. Etwas schien sich zu verschieben – nicht nur äußerlich, sondern tief im Innern meines Körpers.

Doch das war nur der Anfang.

Der Körper wandert – von unten nach oben

Nach einiger Zeit verschwanden die Flecken von selbst. Aber sie hatten eine Spur hinterlassen: eine Art energetischer oder struktureller Verschiebung, die langsam nach oben wanderte. Erst spürte ich Veränderungen im Beckenbereich – plötzlich veränderte sich mein Stand, mein Gleichgewicht, mein Körperschwerpunkt. Ich merkte es besonders beim Husten: Der „Zugpunkt“ des Bauchraums lag plötzlich woanders.

Mein Becken steht heute nicht mehr zurückgelehnt, sondern ist nun – ohne aktives Training – deutlich weiter nach vorn gekommen. Die Folge: mein Rücken wurde gerader.
Nicht durch Übungen. Nicht durch Muskelaufbau. Sondern durch eine korrigierte innere Statik allein durch das regelmäßige Tragen der Aufbissschiene.

Die unangenehme Seite: Schmerzen, Krämpfe und Übergänge

Diese Neuordnung hat jedoch auch ihre Schattenseite. Vor allem in der aktuellen letzten Phase treten spürbare Begleiterscheinungen auf. Besonders nachts: Krämpfe in den Füßen, teilweise starke Schmerzen in den Finger- und Zehengelenken – als würde der Körper alte Fehlhaltungen geradezu „abschälen“.

Was hilft hier? Ein einfaches Mittel: Magnesiumöl.

Ich halte es inzwischen direkt am Nachttisch bereit. Kommt ein Krampf, wird es direkt eingerieben – manchmal sogar im Bett, ohne aufzustehen. In vielen Fällen wirkt das überraschend schnell. Wenn nicht: Aufstehen, ein paar Schritte gehen, wieder einreiben – das genügt fast immer.

Es ist unangenehm, ja – aber ich sehe es heute als letzten Widerstand meines alten Systems, bevor sich eine neue innere Ordnung stabilisiert.

Veränderungen am Schädel – und der Blick in den Spiegel

Was viele nicht glauben: Selbst am Schädel verändert sich etwas. Seit Beginn der Therapie hat sich meine Kieferstellung massiv verändert – sichtbar, fühlbar, dauerhaft. Doch es geht darüber hinaus. Selbst die Augenhöhlen wirken heute anders – das Gesicht hat sich strukturell verändert. Dezent, aber deutlich.

Es ist, als würde der Körper mit jedem Monat ein Stück seiner alten Schutzmechanismen loslassen – Muskelspannungen, Fehlstellungen, eingefahrene Muster – und sich Stück für Stück neu organisieren.

Und heute? Noch ein, zwei Schritte bis zur Stabilisierung

Heute – nach dreieinhalb Jahren – trage ich die Schiene immer noch. Der nächste Schlifftermin steht nächste Woche an. Ich spüre deutlich: Es nähert sich dem Ende. Vielleicht noch ein oder zwei Anpassungen, vielleicht noch ein paar Wochen der Umstellung. Aber das Gefühl ist klar: Das System findet seinen neuen Nullpunkt.

Was bleibt, ist ein völlig verändertes Körpergefühl. Ich kann wieder stehen, ohne ständig ausgleichen zu müssen. Ich spüre meine Körpermitte anders. Ich bin ruhiger im ganzen Auftreten geworden.

Und vor allem: Ich verstehe endlich, wie eng alles miteinander verbunden ist. Wie sehr Kiefer, Wirbelsäule, Becken, Organe und sogar Emotionen zusammenspielen – und wie tiefgreifend eine präzise geführte Schienentherapie wirken kann, wenn man ihr die Zeit gibt.

Mein ganzheitlicher Zahnarzt, der CMD sichtbar macht

Ein entscheidender Schritt auf meinem Weg zur Diagnose war die Begegnung mit Dr. Burkhard Wittje, einem Spezialisten für ganzheitliche Zahnmedizin in Oldenburg. In seiner Praxis wird der Mensch als Einheit zwischen Kiefer, Wirbelsäule und Gesamtstatik betrachtet – ein Ansatz, der für die Diagnose meiner CMD-Schiene essenziell war.

Seine umfassende Methodik umfasst unter anderem:

  • Myofunktionelle Schienentherapie nach Schöttl, die speziell die Verbindung zwischen Kiefer und Wirbelsäule berücksichtigt
  • Galvanotestung, um elektrische Ströme im Mundraum zu messen
  • Materialverträglichkeitsprüfungen sowie Amalgamausleitung
  • OROTOX-Tests, die mögliche Störfelder identifizieren
  • Elektroakupunktur nach Voll (EAV) zur Aufdeckung tieferliegender Störmuster
  • Ergänzend in seinem Spektrum: biologische Goldgussfüllungen, Parodontologie, homöopathische Unterstützung u.v.m.

Dr. Wittje war nicht nur der erste, der meine Symptome im Zusammenspiel erkannte – er half mir auch, die klare Verbindung zwischen meinem Kiefer, meiner Haltung und meinen chronischen Beschwerden zu sehen. Seine ganzheitliche Herangehensweise war ein zentraler Faktor auf dem Weg zur Stabilisierung meines Bewegungsapparats – und damit auch eine essenzielle Grundlage für die Erfahrungen, die ich im Buch beschreibe.

Fazit: Die Schiene ist kein passives Werkzeug – sondern ein Tor zur Neuordnung

Die letzten dreieinhalb Jahre haben mir gezeigt: Diese Therapie ist kein mechanischer Eingriff. Sie ist ein Prozess. Und sie verlangt Geduld, Vertrauen und ein genaues Hinhören. Das letzte Drittel der Behandlung ist offenbar von allen Phasen am unangenehmsten, weil dann die äußeren Extremitäten, Füße, Hände und Finger betroffen sind. Aber wenn man weiß, woher es kommt und warum man es tut und was einen künftig erwartet, dann ist das alles halb so schlimm. Ein Blick in den Spiegel mit geradem Rücken reicht für mich bereits aus, um genau zu wissen, warum ich die Behandlung bis zum Ende durchziehe.

Ich teile diesen Erfahrungsbericht, weil viele auf halbem Weg abbrechen – aus Ungeduld, aus Frust oder weil sich Symptome erst verschlimmern, bevor sie verschwinden. Ich kann heute sagen: Es lohnt sich. Und zwar nicht nur körperlich, sondern auf vielen Ebenen.

Viele weitere Erfahrungen mit der Erkennung, Diagnose und Behandlung von CMD sind in meinem Buch „CMD – Das vergessene Problem der modernen Medizin“ zu finden, das im Buchhandel auf Deutsch und Englisch erworben werden kann.

Bild (c) muklinika @ pixabay

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