Es gibt Entscheidungen, die man als Selbstständiger gern aufschiebt, weil sie lästig sind. Der Wechsel des Hosting-Anbieters gehört zweifellos dazu. Solange die Webseiten laufen, die Mails ankommen und die Rechnungen bezahlt werden, denkt man: Warum etwas anfassen, das funktioniert?
Doch manchmal merkt man zu spät, dass „funktionieren“ längst nicht mehr „stimmen“ bedeutet. Denn mein Webhosting-Anbieter Hosteurope war der Meinung, seine Kunden ohne aktive Zustimmung mit einer kostenpflichtigen Zwangsmigration zu Microsoft 365 beglücken zu müssen. Im folgenden meine Erfahrungen, die für mich mit einer Migration zu einem anderen Hosting-Anbieter endete.
Der Anfang vom Ende
Ich war viele Jahre Kunde bei HostEurope. Es war eine ruhige Geschäftsbeziehung – sachlich, unaufgeregt, man zahlte, sie lieferten. Und irgendwann kam diese erste E-Mail: Man wolle künftig die Mailkonten auf Microsoft Exchange umstellen. Das ist nun ungefähr ein halbes Jahr her. Eine zweite E-Mail folgte vor einer Woche, dann noch eine drei Tage vor dem Stichtag.
In Summe vielleicht vier oder fünf Benachrichtigungen – höflich formuliert, aber unscheinbar – jedenfalls zwischen den mittlerweile insgesamt mehr als 1.100 E-Mails, die ich im Kontext von Hosteurope in meinem Postfach gespeichert habe. Ich las sie, wie man Systemmails eben liest: halb aufmerksam, halb mit dem Gedanken „muss ich später mal anschauen“. Nur kam dieses „später“ nie, bis es zu spät war.
Dann, eines Morgens, stellte ich fest: Meine E-Mails sollen künftig in der Microsoft-Cloud liegen. Einfach so. Ohne dass ich je irgendwo aktiv „Ja, bitte“ geklickt hätte. Und da wurde mir klar: Während man im Internet inzwischen für jedes unsichtbare Tracking-Pixel eine eigene Cookiebox bekommt, genügt offenbar bei HostEurope eine schlichte Ankündigung, um komplette Postfächer mit personenbezogenen Daten an einen US-Konzern zu übertragen. Ganz ohne Zustimmung.
Ich musste lächeln. So etwas ist fast Loriot-reif.
„Herr Schall, Sie müssen nur noch kurz Ihre Seele migrieren, wir haben das schon vorbereitet.“
„Aha. Und wo darf ich klicken?“
„Nirgendwo. Wir haben das für Sie übernommen.“
Datenschutz mit zweierlei Maß
Ich frage mich ehrlich: Wie passt das zusammen? Wenn ich auf einer beliebigen Website ein Rezept für Spaghetti nachlesen will, werde ich nach Cookies, Drittanbietern und „legitimen Interessen“ gefragt. Aber wenn es um meine geschäftlichen E-Mails geht – mit Kundendaten, Rechnungen, Vertragsdetails –, darf offenbar einfach migriert werden. Vielleicht ist das rechtlich irgendwie gedeckt. Menschlich wirkt es schräg.
Ich hätte mir gewünscht, gefragt zu werden. Ein einfaches „Möchten Sie das?“ hätte gereicht. Ich hätte vermutlich abgelehnt, aber wenigstens hätte ich die Entscheidung bewusst getroffen.
Unfreiwillige Migration mit Folgen
Technisch lief die Umstellung bei HostEurope zwar offenbar reibungslos – zumindest aus Sicht des Anbieters. Was jedoch kaum berücksichtigt wurde, war die unmittelbare Auswirkung auf Kunden wie mich, die ihre E-Mails eben nicht in einer globalen Cloud-Lösung lagern möchten. Für mich war daher sofort klar: Ich muss meine E-Mail-Infrastruktur vollständig auf einen alternativen Anbieter umziehen – und zwar sofort, um wieder Kontrolle über meine Kommunikationswege zu erlangen. Diese Entscheidung war keine Frage des Komforts, sondern schlicht der digitalen Selbstbestimmung.
Die Konsequenz war, dass ich die gesamte Mailmigration noch am selben Tag einleiten musste, inklusive Domain-Umzug, neuer Servereinrichtung, Anbindung meiner Registrierungs- und Lizenzierungsserver sowie der erneuten Einrichtung aller Konten. Das war kein geplanter Übergang, sondern ein ad-hoc-Notfallprojekt, das mich zwei volle Arbeitstage gekostet hat. Dabei kam es auch zu kurzfristigen Störungen – etwa bei einzelnen Kunden, die für einige Stunden keine Verbindung mehr zu meinem Lizenzserver aufbauen konnten. Nicht, weil etwas kaputt war, sondern weil die Umstellung so kurzfristig erfolgen musste, dass ich sie nicht mehr rechtzeitig kommunizieren konnte. Das ist ärgerlich – und hätte durch eine bessere Vorbereitung oder Wahlmöglichkeit seitens HostEurope leicht vermieden werden können.
Die Kündigung: 28 Verträge, 28 Mal „Weiter“
Der nächste Akt dieser Geschichte: die Kündigung.
Denn wenn man schon überfordert wird, will man wenigstens ordentlich aufhören.
Ich loggte mich ins Backend ein – das KIS, wie es bei HostEurope heißt – und öffnete den Punkt „Verträge“. Und dort traf mich fast der Schlag: 28 einzelne Verträge. Jeder musste separat gekündigt werden. Jeder mit eigener Bestätigungsstrecke. Jeder mit einer kleinen Nachfrage: „Warum möchten Sie kündigen?“
Wenn man „keine Angabe“ wählt, geht’s schneller.
Wenn man ehrlich antwortet, etwa „Wechsel des Anbieters“, öffnet sich ein neues Fenster: Wohin wechseln Sie? Warum genau? Was könnten wir verbessern?
Ich dachte mir: Wie wäre es mit einer Ein-Klick-Kündigung?
Aber nein, ich klickte weiter, wie ein Hamster durch ein besonders listig gebautes Labyrinth. Nach einer halben Stunde war ich durch.
Und ehrlich gesagt: erschöpft.

Was mich wirklich ärgert
Es ist nicht der Preis. Auch nicht, dass Technik manchmal hakt. Es ist der Respekt, der fehlt.
Respekt vor der Zeit des Kunden. Respekt vor dem, was Datenschutz eigentlich bedeutet. Respekt davor, dass nicht jeder, der eine Domain betreibt, in seiner Freizeit SSH-Befehle testen will.
Ich habe nie etwas gegen moderne Systeme. Aber ich habe etwas dagegen, wenn mir jemand in stiller Selbstverständlichkeit vorgibt, dass meine Daten künftig woanders liegen – und dass ich mich gefälligst anpassen soll.
Die Kostenfrage: das schleichende Mehr
Über Jahre wurde mein Paket bei HostEurope teurer. Erst ganz leicht, dann etwas mehr, dann kamen Einzelposten: SSL separat, Domains separat, Mailkonten separat. Am Ende stand da eine Summe, die sich nicht mehr wie Infrastruktur anfühlte, sondern wie Stückwerk, das man sich selbst zusammenklicken muss – und dessen Preis man nur noch versteht, wenn man monatlich Tabellen pflegt.
Transparenz sieht anders aus. Transparenz heißt: ein Blick – und ich weiß, was ich wofür zahle. Wenn ich dafür erst in drei Menüs wandern und fünf Begriffe kennen muss, ist die Schwelle überschritten.
Der stille Abschied
Am Ende dieses Kapitels bleibt kein Zorn, sondern Ernüchterung. Ich war lange Kunde bei HostEurope, und vieles war gut. Aber die Richtung hat sich verändert. Heute ist das, was früher ein Dienstleister war, ein Systemanbieter mit eigenem Plan. Und wer da nicht reinpasst, wird migriert, umgestellt, umgeleitet. Ich habe mich entschieden, nicht mehr Teil davon zu sein.
Ich habe meine Daten, meine Domains und meine Mails woandershin gebracht – dorthin, wo man mich als Kunden sieht, nicht als Datenquelle. Der Abschied verlief still, aber mit einem klaren Gefühl: Ich will wieder arbeiten, nicht administrieren.
Ich schreibe das nicht, um jemanden schlechtzureden. HostEurope hat vieles richtig gemacht, aber sie haben den Blick verloren für die Menschen, die ihre Dienste nutzen. Für Selbstständige wie mich, die einfach funktionieren müssen.
Wer Webseiten und Mailkonten betreibt, will kein Abenteuer, sondern Zuverlässigkeit. Ich wünsche HostEurope, dass sie diesen Kompass wiederfinden. Und ich wünsche allen, die dort noch Kunde sind, gute Nerven – oder besser noch: rechtzeitig ein Backup. Denn wer seine Mails ungefragt in fremde Wolken schickt, hat irgendwann auch die Sonne aus den Augen verloren.
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Die Sache mit dem Code – und der kleinen Überraschung
Am Tag der Umstellung dachte ich mir, na gut, versuchst du es wenigstens mal. Ich wollte wissen, ob das neue Exchange-System überhaupt in irgendeiner Form funktioniert. Also habe ich mir zwei meiner Mail-Konten geschnappt und sie – ganz brav nach Anleitung – in Apple Mail integriert. Das Verfahren war denkbar schlicht: E-Mail-Adresse eingeben, dann kam ein Fenster, in dem ich einen Code eintippen sollte, den ich per E-Mail bekam. Authentifizierung erfolgreich, Konto angelegt – soweit, so gut. Nur: Es kamen keine E-Mails an. Kein Pieps. Kein Pling. Nichts.
Beim einen Konto erschienen immerhin zwei Nachrichten: eine von 2022 und eine von 2023. Woher die plötzlich kamen, weiß wohl nur Microsoft. Aber aktuelle Mails? Fehlanzeige. Auf dem zweiten Konto war komplett Sendepause. Die Server schwiegen. Im Webmailer konnte ich allerdings sehen, dass dort neue Nachrichten eingingen – nur eben nicht in Apple Mail. Womit auch dieser Versuch, wenigstens den Übergang halbwegs geschmeidig zu gestalten, gescheitert war. Irgendwann fragt man sich dann schon, was eigentlich noch alles schieflaufen soll, bis es jemand merkt.
Daten in der Cloud? Nicht mit mir.
Aber selbst wenn alles technisch einwandfrei funktioniert hätte – und das war ja offensichtlich nicht der Fall – wäre für mich an dieser Stelle sowieso Schluss gewesen. Denn am Ende des Tages will ich meine E-Mails nicht in einer Cloud liegen haben, deren Standort, Zugriffsmöglichkeiten und Sicherungsmechanismen ich weder beeinflussen noch überprüfen kann. Ich will wissen, wo meine Daten sind. Und wer sie theoretisch einsehen könnte. Und wenn ich eines in all den Jahren gelernt habe, dann das: Wer Verantwortung trägt – für sich, seine Kunden oder seine Firma – der sollte sich nicht blindlings in fremde Hände begeben.
Ich habe auf meinem Blog ja bereits einen eigenen Artikel zum Thema Datenhoheit geschrieben. Dort habe ich ausführlich dargelegt, warum ich Cloud-Dienste grundsätzlich kritisch sehe – und welche Risiken sie für Selbstständige und kleine Unternehmen mit sich bringen. Es wäre also gelinde gesagt absurd, wenn ausgerechnet ich meine gesamten geschäftlichen E-Mails – inklusive Kundenkorrespondenz, Rechnungen, Verträgen – klaglos in die Microsoft-Cloud verschiebe. Nein danke. Das widerspricht allem, was ich in den letzten Jahren vertreten habe. Und deswegen war für mich in dem Moment auch klar: Ich ziehe die Reißleine – komplett.
15 Jahre Treue – und was bleibt?
Ich war kein Gelegenheitskunde. Ich war jemand, der über eineinhalb Jahrzehnte hinweg nahezu blind auf die Stabilität und den Service von HostEurope vertraut hat. In dieser Zeit haben sich – über Domains, Hostingpakete, Zusatzoptionen und E-Mail-Erweiterungen – sicherlich mehrere tausend Euro angesammelt, die ich dort gelassen habe. Man baut über so eine lange Zeit nicht nur Vertrauen auf – man entwickelt auch eine gewisse Gelassenheit: „Das läuft schon.“ Und genau das war wahrscheinlich mein Fehler.
Denn wenn man dann merkt, dass die eigene Loyalität im entscheidenden Moment mit Füßen getreten wird – mit Automigrationsprozessen, mangelhafter Kommunikation und fragwürdiger Transparenz bei personenbezogenen Daten – dann bleibt am Ende nicht nur Ärger. Sondern auch das Gefühl, einfach austauschbar gewesen zu sein.
Eine Zwangsmigration mit unerwartetem Ziel
Letztlich hat mich diese erzwungene Mail-Migration nicht etwa tiefer in die Cloud geführt, sondern im Gegenteil: zu einem vollständigen Anbieterwechsel. Wenn schon Zwang, dann bitte in die richtige Richtung. Ich bin nun bei einem neuen Hosting-Partner untergekommen, der mir ein deutlich größeres Leistungspaket bietet – mit einem wesentlich schnelleren Server, mehr Kontrolle über meine Infrastruktur und das Ganze zu einem Viertel des Preises. So gesehen war diese unfreiwillige Eskalation am Ende vielleicht sogar ein Glücksfall –
auch wenn ich gern auf die Umstände verzichtet hätte.
Häufig gestellte Fragen
- Was genau ist bei HostEurope passiert, das so gravierend war?
HostEurope hat beschlossen, alle E-Mail-Konten auf Microsoft Exchange Online zu migrieren – also in die Microsoft-Cloud. Dabei wurde die bestehende E-Mail-Infrastruktur kurzerhand durch ein neues System ersetzt, das nicht mehr lokal auf HostEurope-eigenen Servern läuft, sondern vollständig in der Microsoft-Infrastruktur. Für die betroffenen Kunden bedeutete das eine tiefgreifende Veränderung – mit neuen Abläufen, Login-Verfahren, anderem Datenschutz-Niveau und komplett veränderten technischen Voraussetzungen. Besonders kritisch: Diese Umstellung wurde ohne echtes Einverständnis der Nutzer durchgeführt. - Gab es denn keine vorherige Information seitens HostEurope?
Doch, es gab Mails. Die erste kam rund ein halbes Jahr vor der Umstellung, weitere folgten dann wenige Wochen und Tage vor dem Stichtag. Allerdings: Bei insgesamt 28 gebuchten Verträgen in meinem Account gehen solche Infos auch mal unter – zumal HostEurope keine prominente Platzierung oder gesonderte Zustimmungspflicht vorgesehen hat. Es gab kein explizites Opt-in, keine auffällige Warnung im Dashboard, keine technische Abfrage wie „Möchten Sie Ihre E-Mail-Konten in die Microsoft-Cloud umziehen?“ – stattdessen wurde einfach umgestellt. - Warum ist das Thema Datenschutz bei dieser Migration so sensibel?
E-Mail-Konten enthalten oft sensible, personenbezogene oder sogar vertrauliche geschäftliche Informationen. Wenn solche Daten in eine Cloud ausgelagert werden – noch dazu in die Infrastruktur eines US-amerikanischen Konzerns – dann betrifft das nicht nur technische Details, sondern auch grundlegende Fragen der Datenhoheit und rechtlichen Verantwortung. Ohne aktives Opt-in ist das aus Sicht vieler Selbstständiger und Unternehmer schlicht nicht akzeptabel – zumal Datenschutz-Grundverordnung und ePrivacy-Richtlinien hohe Anforderungen an den Umgang mit personenbezogenen Daten stellen. - Warum hast Du Deine E-Mail-Konten nicht einfach im neuen System weiterverwendet?
Auch wenn ich final keine Cloud-Lösung akzeptiert hätte, habe ich es sogar versucht. Ich habe zwei E-Mail-Konten gemäß der offiziellen Anleitung von HostEurope/Microsoft in Apple Mail eingebunden, inklusive Verifizierung über Einmalcode. Die Einrichtung lief durch – aber es kamen schlicht keine E-Mails an. Bei einem Konto waren lediglich zwei uralte Mails (von 2022 und 2023) sichtbar, bei dem anderen gar nichts. Funktionierende E-Mail sieht anders aus. Das hat bei mir zusätzlich zur Entscheidung geführt, mich komplett vom Anbieter zu trennen. - Wurde ein aktives Einverständnis (Opt-in) zur Datenübertragung in die Cloud eingeholt?
Nein – und genau das ist einer der Hauptkritikpunkte. Im digitalen Alltag muss ich für jedes Cookie-Banner meine Zustimmung geben, bevor überhaupt Trackingdaten gesetzt werden dürfen. Aber bei der Migration ganzer E-Mail-Konten – mit teils sehr persönlichen und geschäftlich sensiblen Inhalten – erfolgt die Übertragung stillschweigend, ohne aktives Opt-in. Das steht in keinem Verhältnis. Selbst wenn es rechtlich irgendwie gedeckt wäre, ist es aus ethischer und geschäftlicher Sicht sehr bedenklich. - Was hat Dich an der Kündigung der Verträge besonders gestört?
Die Kündigung jedes einzelnen Vertrags muss manuell durchgeführt werden. Es gibt keine Sammelkündigung, kein Mehrfach-Auswahl-Menü – jeder Vertrag muss einzeln angeklickt, durchgeklickt und bestätigt werden. Dabei wird jedes Mal erneut gefragt, warum man kündigen will, mit Auswahlfeldern und Unterpunkten. Klickt man z. B. „Wechsel zu anderem Anbieter“, wollen sie auch wissen, zu welchem. Man muss sich regelrecht durchklicken. Es ist zeitraubend, aufdringlich und zeigt, wie wenig Wert hier auf echte Kundenorientierung gelegt wird. - Ist Dein Artikel als Abrechnung oder „Racheaktion“ zu verstehen?
Ganz klar: Nein. Der Artikel ist eine sachliche, persönliche Darstellung meiner Erfahrungen als Selbstständiger, der eigentlich andere Aufgaben hat, als sich mit Hosting- und Mail-Migrationen zu befassen. Es ist kein Shitstorm, sondern ein Erfahrungsbericht – geschrieben aus einer Position der Ruhe, aber mit klarer Haltung. Die Kritik an HostEurope ist fundiert und betrifft konkrete Punkte wie Transparenz, Datenschutz, Supportprozesse und technische Umsetzung. - Was genau stört Dich an Cloud-E-Mail-Diensten?
Cloud-E-Mail-Dienste bedeuten immer: Ich weiß nicht mehr genau, wo meine Daten liegen, wer darauf zugreifen kann und unter welchen rechtlichen Rahmenbedingungen sie gespeichert werden. Besonders bei Anbietern mit Hauptsitz in den USA gibt es nach wie vor Unsicherheiten, was Zugriffsmöglichkeiten von Behörden betrifft – auch jenseits der DSGVO. Für mich – und viele andere Selbstständige, Berater und Kreative – ist das ein erheblicher Nachteil. Ich möchte meine Daten nicht „irgendwo“ wissen, sondern nachvollziehbar auf Servern, die nicht Teil eines globalen Konzerns sind. - Hätten andere Provider das besser gemacht?
Sicherlich gibt es auch bei anderen Anbietern ähnliche Entwicklungen – der Trend zur Cloud ist branchenweit spürbar. Aber entscheidend ist wie eine solche Migration umgesetzt wird. Transparenz, Einwilligung, Wahlmöglichkeit und Kundennähe sind hier essenziell. Wenn ein Anbieter diese Punkte übergeht oder bagatellisiert, stellt er sich selbst ins Abseits – vor allem bei Kunden, die technisch versiert sind und Wert auf Kontrolle legen. Bei HostEurope war diese Migration aus meiner Sicht zu technokratisch, zu intransparent und zu bevormundend umgesetzt. - Warum ist das Ganze nicht einfach nur ein „technisches Detail“?
Weil es in der Praxis weitreichende Folgen hat. Wenn E-Mail-Kommunikation gestört ist, dann steht im Zweifel der gesamte Kundenkontakt still. Angebote, Rechnungen, Supportanfragen, Buchhaltungsdaten – alles läuft über E-Mail. Wenn ein Dienstleister hier nicht nur technisch umstellt, sondern auch noch tiefgreifend in die Infrastruktur und den Datenschutz eingreift, ist das kein Nebenschauplatz mehr, sondern eine zentrale Säule der digitalen Selbstständigkeit. - Wie wichtig ist Dir Datenhoheit als Selbstständiger?
Extrem wichtig. Ich betreibe nicht nur ein Softwareunternehmen, sondern auch einen Verlag. In beiden Bereichen verarbeite ich vertrauliche Informationen – Kundendaten, Manuskripte, Zugangsdaten, Lizenzinformationen. Wenn ich diese Daten in einer Cloud ablege, deren Rahmenbedingungen ich nicht kontrollieren kann, dann gebe ich faktisch einen Teil meiner beruflichen Identität aus der Hand. Das mag für große Firmen praktikabel sein – für mich als Unternehmer mit klarer Haltung ist das keine Option. - Was würdest Du anderen Selbstständigen raten, die jetzt vor ähnlichen Entscheidungen stehen?
Ich würde raten, sich die Zeit zu nehmen, die Dinge zu verstehen – auch wenn sie technisch erscheinen. Die Entscheidung für oder gegen einen Anbieter sollte nicht nur auf Preis und Geschwindigkeit basieren, sondern auch auf Transparenz, Kontrolle und Integrität. Wer dauerhaft unabhängig bleiben will, muss sich frühzeitig mit Fragen wie Datenhoheit, Zugriffskontrolle, Backup-Strategien und technischen Abhängigkeiten beschäftigen. Und wenn ein Anbieter – wie in diesem Fall – ohne klaren Dialog Veränderungen durchdrückt, ist es vielleicht Zeit, die Geschäftsbeziehung zu hinterfragen.





Oh ja, das kommt mir alles bekannt vor. Allerdings habe ich schon im Frühjahr reagiert, als die ersten Mails eintrudelten. Ebenfalls nach weit mehr als einem Jahrzehnt habe ich alle Verträge gekündigt und ja, es tat irgendwie ein wenig weh. Nach so vielen Jahren. Aber es hat schon vorher nicht mehr gepasst. Der Service war abnehmend. Support schlechter (erreichbar), Dienstleistungen nicht mehr konkurrenzfähig oder im Verhältnis überteuert. Doch lies auch ich es einfach immer weiter laufen. Aus Bequemlichkeit.
Ich bin froh vor der Migration den Weg gegangen zu sein, denn in diesen Wochen erreichen mich immer wieder Mails: kannst du mal bitte helfen, du hast mir doch damals HE empfohlen, jetzt habe ich folgendes Problem….
Tja!
Das ist ja wirklich sehr ähnlich wie meine Geschichte! Klar ist es am Ende Bequemlichkeit, aber halt auch „never change a running system“. Am Ende bin ich ebenfalls sogar sehr froh, den Weg der Migration gegangen zu sein. Bei meinem neuen Anbieter habe ich mehr Leistung zu einem Viertel des Preises und einen deutlich (!!) schnelleren Server 🙂